Weserkurier: "Gutes tun beim Essengehen" - HILF MAHL ! Bremen
164
portfolio_page-template-default,single,single-portfolio_page,postid-164,cookies-not-set,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-title-hidden,qode-theme-ver-17.2,qode-theme-bridge,disabled_footer_bottom,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-5.6,vc_responsive

BREMEN, Hilfsaktion für Obdachlose

 

Gutes tun beim Essengehen

 

Bremen. Es gibt in Bremen – glücklicherweise – sehr viele Menschen, die sich ohne Probleme einen Besuch in einem Restaurant leisten können. Es gibt in Bremen aber auch sehr viele Menschen, für die ein Restaurantbesuch ein un­vorstellbarer Luxus ist, weil sie nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben. Offizielle Schätzungen gehen von etwa 500 Obdachlosen in Bremen aus, die Dunkelziffer liegt wohl deutlich darüber. Das Bremer Ehepaar Irene und Heiko Hoffmann will sie unterstützen. Deshalb haben die beiden die Restaurant-Aktion „Hilf Mahl“ nun auch in Bremen gestartet. Die Idee ist einfach – und weil sie so unkompliziert ist, funktioniert „Streetsmart“, das Vorbild von „Hilf Mahl“, in London schon seit Jahren: In Restaurants weisen in der Vorweihnachtszeit Kärtchen auf den Tischen darauf hin, dass, wer möchte, seiner Rechnung automatisch ein Pfund hinzufügen kann. Die Beträge kommen dann ohne Abzüge den Obdachlosen zugute. Die Idee fand ihren Weg über Sophie und Mathias Bach nach Hamburg, und dort stießen die Hoffmanns im vergangenen Winter bei einem Besuch in einem der teilnehmenden Restaurants auf die blau-weißen Hinweiskärtchen von „Hilf Mahl“. Auch im München gibt es das Projekt. „Wir waren sofort begeistert und dachten, dass wir das unbedingt auch in Bremen machen müssen“, erzählt Heiko Hoffmann. ,,Deshalb haben wir Kontakt zu den Bachs aufgenommen, die uns dann unterstützt haben.“ Rund ein halbes Jahr dauerten die Vorbereitungen, zum Start machen 13 Restaurants in Bremen mit, darunter sind unter ande­rem Grashaffs Bistro, Medio, Topaz, John Benton und der Ratskeller. Die komplette.Liste ist im Internet auf der Homepage www.hilfmahlbremen.de zu finden. ,,Wir hoffen, dass es noch viel mehr Restaurants werden. Bislang sind wir überwältigt von der positiven Resonanz“, sagt Irene Hoffmann. Wer will, kann also ab sofort Gutes tun, wenn er sich selbst in der Adventszeit etwas Gutes gönnt. Ein Euro Aufschlag pro Rechnung ist die Summe, von der·die Organisatoren ausgehen, man kann aber auch mehr spenden. ,,Die Erfah­rungen, die die anderen Städte gemacht haben, zeigen, dass sich 98 Prozent der Restaurantbesucher beteiligen“, sagt Heiko Hoffmann. Und, auch nicht unwichtig: Auswirkungen auf die Bereitschaft, zusätzlich dann noch Trinkgeld zu geben, habe die Aktion nicht. ,,Wir stellen die Plattform, die Arbeit machen die Gastronomen und die Gäste“, sagt Heiko Hoffmann. Die Aktion soll vorerst bis Februar laufen, falls es ein sehr kalter Winter wird, auch bis in den März hinein. Die Spen­den überweist „Hilf Mahl“ zu gleichen Teilen an die Suppenengel, die Innere Mission und die Caritas, die es dann in ihre Angebote für obdachlose Menschen stecken, also die Tafeln, Isomatten, Schlafsäcke oder das Cafe Papagei.

 

Als prominente Paten für „Hilf Mahl“ konnten die Hoffmanns Luise Scherf, die Ehefrau von Alt-Bürgermeister Hen­ning Scherf, gewinnen und Bestsellerautor David Safier. ,,Ich bin mit ganzem Herzen dabei“, sagt er. ,,Niemand ist davor gefeit, dass ihn das Leben irgendwann mal komplett aus der Bahn trägt. Dass man sich darüber beim Essenge­hen mal kurz bewusst wird, ist für mich ein Zeichen der Solidarität.“ Das sieht Luise Scherf genauso. ,,Der eine Euro stört den Geber nicht, und man unterstützt damit etwas Sinnvolles“, sagt sie. ,,Leuten, die in auf deutsch gesagt besch … Situationen leben, eine Freude zu machen, gehört für mich zur Bürgerpflicht.“ Gerade im Winter brauchen Menschen, die auf der Straße leben, Unterstützung. Das ist die Erfahrung aller, die für die Hilfseinrichtungen arbeiten. ,,Wir machen alle die Erfahrung, dass unsere Klientel in den letzten Jahren deutlich ge­wachsen ist und unsere Arbeit zunimmt“, sagt Peter Valtink, Geschäftsführer der Suppenengel.

 

,,Der eine Euro stört den Geber nicht und man unterstützt etwas Sinnvolles.“ Luise Scherf, „Hilf Mahl“-Patin